Was wir dachten, was wir taten
ein Kammerspiel von Lea-Lina Oppermann
Beltz & Gelberg, 2017
Amok-Alarm. Eine maskierte Person dringt in ein Klassenzimmer ein und diktiert mit geladener Pistole Aufgaben,
welche die dunkelsten Geheimnisse aller an die Oberfläche zerren. Eine Ausnahmesituation, aus unterschiedlichen Perspektiven äußerst spannend erzählt.
Ganz klar: Dies ist ein Buch für eine Nacht!
Apeirogon
ein Hammerwerk von Colum McCann
Rowohlt Verlag, 2020
Dieses Buch ist eine Herausforderung und wird dem Titel, der soviel bedeutet wie "unendlich viele Winkel", durch seine besondere Erzählweise gerecht.
Die Geschichte wird bruchstückhaft präsentiert, und jedes Bruchstück verdient seine Zeit, um nachzuwirken.
Es ist ein Kaleidoskop von Eindrücken und unzähligen historischen Exkursionen. Dennoch weiß man immer, wo man sich im Handlungsablauf gerade befindet. Worum es geht? Um zwei Männer, einen Israeli und einen Palästinenser,
die beide im Nahost-Konflikt eine Tochter verloren haben. Sie begegnen einander und setzen sich für den Frieden ein. Ein aufrüttelnder Appell gegen Krieg und Unterdrückung. Grandios!
Adressat unbekannt
ein Meisterwerk von Kathrin Kressmann Taylor
Atlantik, 2016 - erstmals erschienen 1938
In einem Briefwechsel schildert dieser kurze Roman die dramatische Entwicklung einer Freundschaft zur Zeit von Hitlers Machtübernahme.
Ein beklemmendes Meisterwerk, über das man vorher nicht zuviel verraten darf.
Die Bücherdiebin
von Markus Zusak
Blanvalet, 2009
Liesel stiehlt Bücher, rettet dadurch eines vor dem Feuer – und lädt uns damit auf eine liebevolle Auseinandersetzung mit dem dunkelsten Kapitel unserer Geschichte ein.
Faszinierend ist die Erzählperspektive: Der Tod persönlich berichtet und sieht sich in der Beziehung zu dem Mädchen mit seinen eigenen Gefühlen konfrontiert.
Anrührend, durchaus auch humorvoll und sehr besonders.
Mahrokh: Die Frau eines Terroristen
von Elham Sayed Hashemi
agenda Verlag, 2019
Als die junge Afghanin Mahrokh erfährt, dass ihr Mann in ein Attentat verwickelt ist, verändert sich ihr Leben schlagartig.
Er ist gezwungen, nach Deutschland zu fliehen, um den lebensbedrohenden Konsequenzen seiner Tat zu entgehen. Doch die Schuldgefühle und die Liebe zu seiner Frau lassen ihn nicht los.
Die ungewöhnliche Sichtweise und die gefühlvolle Art zu schreiben entführen den Leser in eine fremde Welt.
Die Autorin schildert die verheerenden gesellschaftlichen Verhältnisse in Afghanistan aus ihrer eigenen Sicht eingewebt in eine erdachte Geschichte,
in die viel aus ihren eigenen Erfahrungen einfließt. Sie gibt dabei ein sehr authentisches Bild der Mentalität der Bevölkerung wieder.
Die Pest
von Albert Camus
Rowohlt, 1998 - erstmals erschienen 1947
Fast jeder hat davon gehört, manch einer im Französischunterricht zumindest einzelne Passagen gelesen und auseinandergenommen.
Es nun mit den Erfahrungen der Pandemie im Hintergrund zu lesen, habe ich als sehr spannend empfunden.
Ein schmuckloser, sehr beschreibender Stil voller treffender Worte. Ein Text angereichert mit philosophischen Fragen und bedeutenden Botschaften,
ohne dabei aufdringlich zu sein. Ein mit unerbittlicher Grausamkeit um sich greifender Tod. Und immer die Frage im Hinterkopf,
ob der Autor nur die Pest meint oder doch den Krieg, der ebenso viel Elend mit sich bringt.
Bei all den Zutaten gibt dieses Buch mehr als nur ein Fünkchen Zuversicht. Lesenswert!